Was dem Deutschen der Birkenstock, ist dem Schweden der Clog. Gesund, bequem und stylisch muss er sein. Genau wie die »trättofflor« von Sandgrens, wie sie im Land der glücklichen Menschen genannt werden. Clogs, in denen nicht nur Handarbeit aus Holz und Leder, sondern auch ein Stück schwedische Familiengeschichte steckt.
In jungen Jahren beginnt Sven Carlsson als Arbeiter bei »Sandgrens«, dem ältesten und bekanntesten Clog-Hersteller Schwedens. Nebenbei entwirft der Schuhmacher eigene Modelle für Freunde und gründet 1965 – nur ein paar Kilometer von »Sandgrens« entfernt – seine Werkstatt »Ugglebo Toffeln«.

Christer Carlsson bei der Arbeit an der Stanzmaschine in der Nähe von Påryd, Südschweden
Trotz der Konkurrenz in direkter Nachbarschaft geht sein Konzept auf. In den 70ern sogar so, dass Sven die Produktion auf 350.000 Paar steigert, seinem Sohn Christer das Geschäft in Schweden überlässt und in die USA expandiert. Doch der amerikanische Traum ist so schnell erfüllt wie ausgeträumt: Nach dem hohen Aufstieg in den 70ern, kommt der hölzerne Absatz der 80er und 90er. Der Hippie-Schick ist nicht mehr up to date und Holzsohlen weichen quietschbunten Gummisandalen. Die Produktion von »Ugglebo« geht dem Stillstand entgegen, der ehemalige Konkurrent und Gefährte »Sandgrens« muss schließen.
Das traurige Ende eines Originals? Im Gegenteil. Wer heute die kleine Fabrik inmitten südschwedischer Landschaften besucht, der könnte meinen, all die turbulenten Jahre seien nur ein böser Traum gewesen: Denn da sitzt Christer Carlsson an der Näh- oder Stanzmaschine, färbt, tackert und klopft inmitten seiner Mitarbeiter.

Traditionelles Schuhmacherwerkzeug / Reine Handarbeit: Vernietung der Sohle mit dem Leder
Er war es auch, der den Betrieb in Schweden über all die Jahre am Leben halten konnte und 2012 sogar den Namen und die Maschinen des großen Bruders »Sandgrens« übernehmen darf.
Seitdem besinnt er sich wieder auf das, was beide Unternehmen einst so groß gemacht hat: »Mit den besten Mitarbeitern einen perfekten Schuh herzustellen. Und das in schwedischer Tradition und Handarbeit.« Zusammen mit seinem Vater Sven – mittlerweile über 80 und aus Amerika zurückgekehrt – ist er der älteste Clogmaster in der Produktion. Schwiegersohn Dave kümmert sich um den Verkauf: »Unsere Clogs sind jetzt wieder ein Nischenprodukt, in das viel Zeit investiert wird. Deshalb auch die gleichbleibend hohe Qualität.«
In den alten und neuen Hallen arbeiten heute rund 15 Mitarbeiter, bis zu sieben sind an einem einzigen paar Schuhe beteiligt. Viele davon wie Dave aus der nächsten Generation: »Immer mehr junge Leute wollen bei uns das traditionelle Handwerk lernen und mit natürlichen Produkten wie Holz und Leder arbeiten. Sie legen wieder mehr Wert auf Nachhaltigkeit und Umweltbewusstsein.«
Fließbänder oder vollautomatische Maschinen sucht man hier vergebens. Das Leder wird zugeschnitten und vernäht, danach mit den Sohlen aus Linden- oder Erlenholz (das sieht am Besten aus und hält am längsten) zusammengetackert. Zum Schluss wird der Schuh mit heißem Dampf in Form gebracht und getrocknet. »Außerdem gibt es wie bei jedem Traditionsunternehmen auch das ein oder andere Geheimnis«, so Dave. »Aber das wird natürlich nicht verraten …«.
»Immer mehr junge Leute wollen ein traditionelles Handwerk lernen und mit natürlichen Produkten wie Holz und Leder arbeiten.«
Kein Geheimnis ist hingegen, dass das Material ein wichtiger Bestandteil der viel gerühmten »Toffeln« ist: Das Leder für die Clogs kommt von ausgewählten Lieferanten aus Italien, Holland oder Spanien. Daneben verarbeiten Christer und seine Mitarbeiter immer mehr veganes Leder, das in einem natürlichen Gerbungsprozess aus Baumrinde entsteht: »Veganes Leder ist ein Highend-Produkt. Es lässt sich hervorragend formen und ist angenehm weich und bequem. Und die Nachfrage wird immer größer …«

Auch beim Holz für die Sohlen zählt der ökologische Gedanke – deshalb bezieht es Christer am liebsten aus der eigenen Region: »In Schweden wird für jeden Baum, der gefällt wird, ein neuer Baum gepflanzt. Das wollen wir natürlich unterstützen.«
»In Schweden wird für jeden Baum, der gefällt wird, ein neuer Baum gepflanzt.«
Zurück zu den Wurzeln also. Mehr Zeit, weniger Masse. »Heute stellen wir nur noch 40.000 Paar Schuhe im Jahr her. Einen Teil verkaufen wir in die USA und nach Japan. Deutschland und Australien sind aber auch gute Abnehmer.« Doch am größten ist immer noch die Liebe der Schweden selbst zu ihren Clogs. Woher die kommt? Die Carlssons haben dafür eine einfache Erklärung: »Clogs sind ein Teil schwedisches Kulturgut. Außerdem sind die Menschen, die unsere Clogs tragen, glücklich.« Und dafür sind die Schweden ja schließlich bekannt.
Mehr Informationen unter: www.sandgrensclogs.com

Blick ins Sohlenlager: Clog-Absätze aus Linden- und Erlenholz