Geschichten wie diese gibt es viele: Ein paar Freunde, die eine Geschäftsidee haben und »endlich mal was an den Start bringen wollen.« Nur verfolgen nicht alle Freunde so stur wie diese »Steinböce« ihren Traum und stehen nach drei Jahren kurz vor der Markteinführung.
»Es ist nicht so, als hätten die Jungs aus dem Schwarzwald außer »Steinboc« nichts auf der Agenda: Jonathan ist ‚nebenbei’ Mediziner. Sascha, Daniel und Thomas sind Ingenieure mit verschiedenen Schwerpunkten. Alex ist von Haus aus Designer und Andreas anerkannter Künstler. Seit Jugendtagen befreundet und verbrüdert, hatten sie schon immer die Liebe zu ihrer Heimat, zu den Bergen und zum Snowboarden gemeinsam. Als Daniel dann vor ein paar Jahren seine Idee eines leichteren Snowboards aus den USA mitbringt, ist schnell klar, dass alle mitziehen – trotz vollem Terminkalender: »Jeder von uns ist Entdecker, Bastler, Tüftler, Experimentierer und Ausprobierer. »Steinboc« ist für uns alle eine Möglichkeit, diese Leidenschaften auszuleben. So etwas gibt man nicht auf, sobald das Berufsleben beginnt.«

Das »Steinboc-Team« bei der Arbeit: Thomas Kugele, Andreas Wundersee, Jonathan Bühler, Alex Schulz, Daniel Kugele und Sascha Groetzki (v. links)
Drei Jahre und fünf Prototypen später kommt nun ihr erstes Serienboard auf den Markt: Mit seinen 2,5 Kilo ist der »Steinboc Rocker« mehrere hundert Gramm leichter als ein gewöhnliches Snowboard – und mindestens doppelt so schwer erarbeitet. Schließlich ist so ein Prototypenbau jedes Mal aufs Neue ein Experiment, für das die Schreinerei von Jonathans Vater an den Wochenenden als Forschungsinstitut herhalten musste. Zur Vorbereitung wird erst einmal das Herzstück des Boards (der Holzkern) gefräst und gebohrt: »Unser ‚Steinboc Super Light Core’ besteht aus einem speziellen Leichtbauholz, das bis zu 57% leichter ist als konventionelle Holzkerne. Der Rest ist natürlich unser Betriebsgeheimnis …« Am Produktionstag selbst wird zunächst die Stahlkante gebogen und mit dem in Form geschnittenen Laufbelag verklebt. Die Glas-, Kohlenstoff- und Aramidfasern werden zugeschnitten, die einzelnen Lagen werden mit Epoxidharz verbunden. Danach kommt das Ganze in die original »Steinboc Rocker Form« und wird gepresst. Abschließend wird das fast fertige Board noch einmal gesägt, geschliffen und gewachst: »Für die Oberfläche verwenden wir ein Eichenfurnier, das extrem robust ist. Wir haben bei Prototypen auch mit weicheren Hölzern experimentiert, die eine schöne Holzmaserung haben, wie zum Beispiel Zirbenkiefer, aber am widerstandsfähigsten ist Eiche.«
»Ein leichtes Board ist wendiger und hat im Tiefschnee mehr Auftrieb, das heißt, man fliegt über den Schnee …«
Nach der Arbeit kommt auch bei »Steinboc« das Vergnügen. Und dazu zählt nicht nur der Besuch des hiesigen Wirtshauses nach jedem erfolgreichen Prototypenbau, sondern auch das Testen der Snowboards – denn schließlich mache es deutlich mehr Spaß auf dem eigenen Brett durch den Schnee zu fliegen: »Ein leichtes Board ist wendiger und hat im Tiefschnee mehr Auftrieb. Das heißt, man fliegt über den Schnee und muss nicht wie bei manch anderem Snowboard mit viel Kraft versuchen, die ‚Nose’ über dem Boden zu halten.«
Dabei ist auf der Piste ein originelles Design genauso wichtig wie die maximale Flugkraft – weshalb die minimal bedruckte Echtholzoberfläche eins der Steinbocschen Markenzeichen werden soll: »Die reduzierten Formen sowie die Farben sind auf das Holz abgestimmt – so entsteht eine Symbiose aus Natur und Design.« Die Natur ist für die Schwarzwälder nicht nur auf der inspirativen Ebene tonangebend, sondern von Kindheit an ein wichtiger Begleiter – »Wir sind schließlich im Schwarzwald aufgewachsen und mit Bäumen groß geworden.«

Ein Grund mehr, warum sie auch in Zukunft »nachhaltig und bewusst« produzieren wollen, indem sie für den Laufbelag Recyclingmaterial verwenden und im nahen Österreich produzieren lassen. Damit sich auch der Erfolg nachhaltig einstellt, setzen sie dabei weiterhin auf strenges Qualitäts-management und sind bei der Produktion immer begleitend mit dabei: »Dabei entstehen immer neue Ideen, welche dann in den nächsten Prototypen umgesetzt werden. Erst wenn die von uns ausgiebig getestet wurden, kann die Serienproduktion beginnen.«
Das Konzept geht auf: Erste Bestellungen von Privatleuten und Händlern sind bereits ins Haus geflattert, über 1000 Likes auf der hauseigenen Facebook-Seite und die zugehörigen T-Shirts mit dem (von eigener Hand bedruckten) Motiven sind bereits vergriffen.
»Die reduzierten Formen sowie die Farben sind auf das Holz abgestimmt; so entsteht eine Symbiose aus Natur und Design.«
Fast bescheiden mutet da der Wunsch an, in fünf Jahren auf eigenen Beinen zu stehen und Gewinn zu erzielen. »Bis dahin werden wir weiter an unserem Snowboard arbeiten – innovative Ideen liegen noch einige in der Schublade. Als nächstes planen wir außerdem Ski mit Echtholzoberfläche zu bauen...« Und auch das werden die Freunde sicher hinbekommen, schließlich ist der »Steinboc« nicht nur gerne in den Bergen, sondern auch ein Arbeitstier, das immer wieder neue Wege zur Spitze findet.
Mehr Infos gibt’s im Internet unter www.steinboc.de

»Gipfelstürmer« Daniel Kugele während des Prototypentest des Intarsiensnowboard auf dem Gletscher im Kaunertal, Österreich