James Otter Surfboards

»Bleib bei dem, was du gerne tust und du wirst immer etwas tun, das du liebst«. James Otter beginnt schon früh, sich diesen väterlichen Ratschlag zu Herzen zu nehmen. Bereits als Kind von der Küste Südenglands fasziniert, steht er mit 12 Jahren das erste Mal auf einem Board und ist ab diesem Zeitpunkt kaum noch von den Gezeiten, dem Meer und natürlich dem Wellenreiten wegzubekommen.

»Wäre da nicht noch etwas anderes, das er schon in jungen Jahren gerne tut: »Ich wollte schon immer Sachen mit meinen Händen herstellen. Als Teenager habe ich zum Beispiel kleine sensorische Objekte gebaut, durch die die Menschen miteinander interagieren konnten.« Das anfängliche Hobby führt später nicht nur zu einem Abschluss als Produkt-Designer, sondern auch zu seinem ersten Studentenjob in einer Schreinerei.

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James Otter in seiner Werkstatt nahe der Küste Cornwalls.

Hier lernt er das Arbeiten mit Holz, und somit die dritte Leidenschaft, die für seine Zukunft entscheidend sein sollte: »Ich habe mich irgendwann gefragt, ob man mit Holz nicht robustere und langlebigere Surfboards herstellen könnte. Ich war schließlich selbst Surfer und wusste, dass die Haltbarkeit von Schaumstoff leider nur begrenzt ist.« Aus der Überlegung wird bald eine Geschäftsidee, die heute den Namen »Otter Surfboards« trägt. Die kleine Marke aus Cornwall ist bekannt in der Szene, ist die mit den vielleicht besten »Brettern« aus Holz.

Dahinter steht jedoch kein Imperium mit tausend Mitarbeitern, sondern ein Familienbetrieb im modernen Sinne: Drei befreundete Designer und Handwerker (alles Surfer), eine 300 Quadratmeter große Werkstatt in Küstennähe, ausgewählte Zulieferer und natürlich viel Liebe zum Detail. 70 Stunden Handarbeit stecken in jedem Board, nur 10 Maßanfertigungen werden pro Jahr hergestellt. Daneben gibt es Workshops, in denen die Teilnehmer ihre Boards mit Hilfe von James Otter und seinem Team selbst bauen können. Nach tagelanger Arbeit ist dann jedes so einzigartig wie das Holz, aus dem es gemacht wird:

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Gerüst eines Surfboards aus Stringer, Querrippen und Leisten / Typ: » Cutter « (Material: Zedernholz)

Am Anfang wird aus Stringer, Querrippen und Leisten das Gerüst zusammengeklebt und im Anschluss mit einer durchgehenden, 5mm dünnen Platte aus Holz (»Skin«) überzogen. Danach wird im »Fine-Tuning« das Board per Hand in die abschließende Form gehobelt, glatt geschliffen und mit einer hauchdünnen Schicht aus Fiberglas wassertauglich gemacht. Verwendet wird vorwiegend rotes Zedernholz aus Südengland. »Das ist weich und relativ leicht zu verarbeiten«, so James Otter.

»Mit Holz zu arbeiten, hat mich schon immer gereizt. Du lernst nie aus, baust quasi eine Beziehung dazu auf ... Außerdem riecht Holz gut!«

»Aufpassen muss man aber trotzdem, schließlich hat jedes Holz eine eigene Maserung und Fasern, die leicht reißen oder spröde werden können.« Das einfachere Arbeiten mit dem üblichen »Foam« (Schaumstoff) kommt für den Engländer trotzdem nicht in Frage: »Mit Holz zu arbeiten, hat mich schon immer gereizt. Du lernst nie aus, baust quasi eine Beziehung dazu auf... Außerdem riecht Holz gut!«

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Dass ein Naturprodukt gleichzeitig eine nachhaltige Ressource ist, wenn sie bewusst eingesetzt wird, ist ein weiterer Leitgedanke von Otter Surfboards: »Schließlich haben wir das Privileg, uns aussuchen zu dürfen, wie und aus was wir unsere Boards herstellen.« Mit seinem Team in einem Grünen Gebäude mit »Strom und Gas aus Selbstversorgung« untergebracht, setzt der Produktdesigner auch bei seinen Partnern und Zulieferern ausschließlich auf die eigene Region: »Wir wissen genau, wo die Bäume wachsen, aus denen unsere Boards entstehen!«

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Den Beruf zum Hobby, das Hobby zum Beruf. Trotz vollem Terminkalender steht James Otter heute noch zwei- bis dreimal die Woche selbst auf dem Brett. Nur achtet er dabei nicht mehr nur auf Wetter und Strömung, sondern vor allem auf das Zusammenspiel des eigenen Boards mit dem Meer. »Surfboards aus Holz sind bis zu 30% schwerer als Modelle aus Schaumstoff, dadurch ist die Handhabung der Geschwindigkeit eine ganz andere, eine intensivere... Ein perfektes Board steht genau im richtigen Moment im Einklang mit der Welle.« Und was eigne sich für diesen Einklang schließlich besser als ein Naturprodukt, das zurück in die Natur geht? Für die perfekte Welle muss man dranbleiben, genauso wie für das perfekte Board. Mittlerweile besuchen Menschen aus aller Welt die Workshops von James Otter, seine Surfbretter werden auch außerhalb Englands bei ausgewählten Fachhändlern vertrieben.

»Wir wissen genau, wo die Bäume wachsen, aus denen unsere Boards entstehen!«

Was soll da noch kommen? So Einiges, das man gerne tut: Ein Buchprojekt, Kooperationen mit Profisurfern oder ein Big Wave Board für die Initiative »Surfer gegen Wasserverschmutzung« zum Beispiel. »Außerdem ist es ein Traum von mir, mit unserem Workshop auf Tour zu gehen«, sagt James Otter. »Also immer mal Ausschau halten!«

Mehr Infos unter: www.ottersurfboards.co.uk

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Surf-Profi Ben Skinner / Longboard (Material: Macrocarpa Holz)