Aus Alt mach Neu – das ist das Motto des Berliner Designers Georg Bochem! Er fertigt aus ausrangierten Dielen, Fensterrahmen und Dachbalken moderne Möbelstücke. Betten, Schränke, Tische und Regale entstehen aus dem Altholz - alles Unikate. Und damit liegt der 41-Jährige genau im Trend: Recycling-Möbel sind gefragt.
»Schatzsuche« nennt Georg Bochem die Beschaffung seines Arbeitsmaterials. Wenn irgendwo in Berlin ein Altbau saniert wird, ist er zur Stelle: »Ich werfe einen Blick in jeden Holzcontainer, den ich sehe«, sagt er. »Entdecke ich etwas Brauchbares, frage ich auf der Baustelle nach, ob wohl noch mehr Dielen herausgerissen werden und ob ich sie mir nehmen kann. Die Bauleitung freut sich normalerweise, dass sie so die Entsorgungskosten spart.«

Erweckt alte Holzdielen zu neuem Leben: der Berliner Designer Georg Bochem
Durch Holzcontainer auf der Straße entstand auch überhaupt erst die Idee zur »Dielerei«, dem Möbel-Internet-Shop von Georg Bochem. »Vor zehn Jahren standen noch überall im Prenzlauer Berg Container herum, zur Abholung bereit«, erzählt er. »Mit tollstem Holz, 100 Jahre abgelagert, breit, dick und wunderschön. Es wird dann geschreddert, um Pellets draus zu machen. Mir tat das Holz damals einfach leid. Und wir brauchten einen neuen Tisch …«
»Ich werfe einen Blick in jeden Holzcontainer«
Was mit einem Tisch begann, hat sich mittlerweile zu einem breiten Sortiment entwickelt: In Bochems Werkstatt entstehen hölzerne Küchenschränke, CD-Regale, Lampen, Truhen und Verblendungen für Fernseher – alles Maßanfertigungen. Der Designer bearbeitet die alten Dielen auch selbst: Entnageln, Besäumen, Schleifen und Ölen. Alte Lackoberflächen werden angeschliffen und klar überlackiert. Mit Domino-Dübeln fügt Georg Bochem die einzelnen Teile schließlich zusammen.

Für das Hochbett wurden unter anderem alte Berliner Holzdielen wiederbelebt
»Ich mache wirklich alles selbst«, sagt er. »Grundsätzlich wäre ich für eine Arbeitsteilung offen, allerdings verlangt der Werkstoff Altholz bei der Verarbeitung eine gewisse Übung und das Abschleifen ist durchaus ein künstlerischer Prozess. Ich behaupte, man kann – zumindest bei alt lackierten Flächen – am Schliff die Handschrift des Tischlers erkennen. Deshalb ist es schwierig, diese Arbeit abzugeben.« Georg Bochem verarbeitet vor allem Dielen aus Kiefernholz. »In Berlin ist eigentlich nur Kiefer verbaut worden, weil es das ist, was im Umland wächst«, sagt er. »Kiefer eignet sich gut und Farbton und Maserung mag ich auch sehr gerne. Für einige Arbeiten wäre es aber schön, dieses Holz in dünner zur Verfügung zu haben, da zum Beispiel Schränke sehr schnell sehr schwer werden.«
»Bei alt lackierten Flächen kann man am Schliff die Handschrift des Tischlers erkennen. Deshalb ist es schwierig, diese Arbeit abzugeben.«
Wie lange der Designer an einem Stück arbeitet, will er nicht verraten: »Betriebsgeheimnis. Aber es dauert definitiv länger als bei neuem Holz oder gar Plattenware. Es geht wirklich viel Zeit dafür drauf, im Lager die passenden Dielen zu finden, bei denen es nicht nur minimalen Verschnitt gibt, sondern die auch optisch zueinander passen. Auch dies ist ein künstlerischer Prozess.«
Woher kommt denn eigentlich Bochems Leidenschaft zum Arbeitsmaterial Holz? »Das weiß ich nicht genau«, sagt der 41-Jährige. »Aber ich habe als Kind schon gern im Wald gespielt, bin auf Apfelbäume geklettert und habe Baumhäuser gebaut. Und ich bin meinem Vater regelmäßig in der Hobby-Werkstatt zur Hand gegangen. Oder ist es einfach nur der Holz-Geruch? Und weil Holz Natur ist und warm und schön und ungleichmäßig? Wahrscheinlich ist es von allem etwas.«
Deutschlandweit verkauft Georg Bochem seine Recycling-Möbel. Jedes ein Einzelstück. Eine Bank gibt es ab 400 Euro, ein Doppelstockbett für Kinder ist ab 1290 Euro zu haben. Besonders begehrt sind die Tische aus alten Holzböden und -balken (ab 1190 Euro). Sogar ein Innenarchitektur-Büro aus Dubai hat in der Berliner Werkstatt schon mal angefragt.
»In Berlin ist eigentlich nur Kiefer verbaut worden, weil es das ist, was im Umland wächst. Zum Glück eignet sich diese Holzart sehr gut.«
Von welchen Projekten Georg Bochem noch träumt? »Entwürfe habe ich jede Menge in der Schublade: Regal- und Schrankwände, raumgreifende Installationen. Aber da fehlt leider die Zeit zur Umsetzung«, sagt er. »Aktuell freue ich mich sehr auf eine Restaurant-Ausstattung in Frankfurt/Main. Dort habe ich weitgehend freie Hand bei der Möbel- und Thekengestaltung. Wenn einem so viel Vertrauen entgegengebracht wird, ist das natürlich perfekt!
Mehr Infos gibt’s im Internet unter www.dielerei.de

»Stehlampe« / aus Resten von Berliner Dielen
»Hochsitz« / aus alten Dielen (Material: Kiefer) und weiteren Altholz
»Küchenschrank / Buffetschrank«